Stellungnahme der Unternehmen im Industriepark Walsrode und der Stadt Walsrode
Am 22. Juli 2024 hat die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB Gas e.V.) der Bundesnetzagentur den gemeinsamen Antrag für das nationale Wasserstoff-Kernnetz übermittelt. Mit großem Interesse nehmen die regionalen Akteure aus Industrie, Wirtschaft und Verwaltung im Raum Walsrode zur Kenntnis, dass der südliche Heidekreis gegenüber den ersten Entwürfen nunmehr sogar von zwei Wasserstoff führenden Leitungsabschnitten durchlaufen werden soll.
Entsprechend der bereits im November 2023 veröffentlichten FNB-Unterlagen ist zum einen die Umstellung einer vorhandenen Überland-Erdgasleitung der Nowega GmbH vorgesehen. Diese Leitung verläuft von Lehringen im Landkreis Verden in Richtung des Großraums Hannover/Peine/Salzgitter und verfehlt den Industriepark Walsrode um etwa 12km (Luftlinie). Umso bedeutender erscheint daher die Tatsache, dass durch den südlichen Heidekreis nach aktuellem Kenntnisstand nunmehr auch eine in etwa parallel verlaufende Wasserstoffpipeline der GasUnie geplant ist. Dabei soll es sich um einen noch nicht im Detail trassierten Neubau mit größerer Kapazität handeln, um den Wasserstofftransport auf der bundesweiten West-Ost-Achse in ausreichenden Mengen gewährleisten zu können.
Vor diesem Hintergrund ersuchen die im Industriepark Walsrode vertretenen Unternehmen IFF, Dow, Wipak, Viskase, Covestro, EnBW sowie die Stadt Walsrode im Rahmen einer gemeinsamen Stellungsnahme die Gastransportnetzbetreiber und insbesondere die GasUnie darum zu prüfen, ob im Zuge der anstehenden Feintrassierung der geplanten Neubauleitung „443-Luttum-Edesbüttel“ eine direkte Anbindung des Industrieparks Walsrode an das nahe Wasserstoffkernnetz hergestellt werden kann.
Flankierend werden das niedersächsische Wirtschaftsministerium, das Wasserstoffnetzwerk Nordost-Niedersachsen sowie die Wahlkreisabgeordneten der Region gebeten, an geeigneter Stelle für eine entsprechende Anbindung des hiesigen Industriestandortes einzutreten.
Zum Hintergrund:
Der von energieintensiven Unternehmen geprägte Industriepark Walsrode im Walsroder Ortsteil Bomlitz stellt zusammen mit dem benachbarten Bad Fallingbostel die größte Industrieagglomeration in dem ansonsten überwiegend ländlich geprägten Mittelraum zwischen den norddeutschen Zentren Hamburg, Hannover und Bremen dar. Bedeutende Werke der Chemie- und Kunststoffindustrie im Industriepark Walsrode stehen für eine erhebliche regionale Wertschöpfung, etwa 1.700 Industriearbeitsplätze sowie einen Erdgas-Verbrauch für die Dampf- und Stromerzeugung in der Größenordnung von über 400.000 MW/h pro Jahr. Hinzu kommen am benachbarten Lebensmittelindustrie-Standort Bad Fallingbostel noch einmal rund 800 Industriearbeitsplätze und ein jährlicher Erdgasverbrauch von 150.000 MW/h. Zusammen besteht in unserer Region also schon durch wenige Großunternehmen ein Substitutionspotenzial von rund 650.000 MW/h Erdgas im Jahr, was unseren Gesamtstandort damit zu einem der fünf größten Erdgasverbraucher im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg macht.
Für die regionale Industrie und das Erreichen der Klimaschutzziele ist es von größter Wichtigkeit, in absehbarer Zeit die CO2-Neutralität herstellen zu können und eine Alternative zum bislang gängigen Medium Erdgas zu finden. Die Werksleitungen der hiesigen Industriebetriebe eint das Ziel, sich energiepolitisch unabhängiger von externen Faktoren und Krisen zu machen, um auch in Engpass-Situationen dauerhaft und gesichert produktionsfähig zu bleiben. Darüber hinaus ist es für die kommunale Seite von großer Bedeutung, neben den Bestandsarealen auch für neu geplante Industriegebiete in der Region auf die Perspektive Wasserstoff setzen zu können.